Lange war das Fehlen eines Standards für den Austausch von Daten zwischen Redaktionssystemen und Translation-Memory-Systemen ein Dorn im Auge vieler Beteiligter am Dokumentationsprozess. Bis vor Kurzem sah die Realität noch so aus: Redaktionssysteme verwalten Informationsmodule und stellen sie je nach Bedarf zu neuen Dokumenten zusammen. Da Dokumentationen mehrsprachig benötigt werden, exportieren Redaktionssysteme noch nicht übersetzte Module in ein eigenes, meist XML-basiertes Format. Diese Übersetzungspakete importieren dann die jeweiligen Translation-Memory-Systeme, die für jedes einzelne Redaktionssystem individuelle Importeinstellungen konfigurieren müssen.
Entwicklung einer Schnittstelle für Übersetzungsprojekte
Mitte 2013 schlossen sich sieben Hersteller von Redaktionssystemen zum „Verband deutscher Redaktions- und Content Management System Hersteller e.V.“ (www.dercom.de) zusammen. Ihr Ziel war zuerst die Entwicklung einer herstellerneutralen Schnittstelle für den Austausch von Übersetzungsprojekten zwischen Redaktionssystemen und Translation-Memory-Systemen. Dieses Projekt trägt den Namen COTI (Common Translation Interface). Gründungsmitglieder von DERCOM sind folgende Unternehmen: Acolada GmbH, DOCUFY GmbH, Empolis Information Management GmbH, gds AG, Noxum GmbH, Ovidius GmbH und SCHEMA GmbH. Inzwischen hat der Hersteller von Redaktionssystemen, die Fa. Fischer Computertechnik FCT AG bekanntgegeben, dass er eine COTI-Schnittstelle für das COTI-Level 1 implementiert hat. Seitens der TMS-Hersteller haben bereits SDL, Across und Kilgray (MemoQ) zugesagt, COTI zu implementieren. Die COTI-Initiative war eigentlich längst überfällig. Das Fehlen von Standards für den Datenaustausch zwischen Redaktionssystemen und TMS stellt eine unnötige Hürde für einen reibungslosen Dokumentationsprozess dar. Mit dem neuen einheitlichen Standard, der sowohl für Redaktionssysteme als auch für TMS gilt, soll es nun möglich sein, den Datenaustausch zu automatisieren und gleichzeitig eine größere Flexibilität bei der Auswahl von Ressourcen zu erzielen. Die Version 1.0 von COTI wurde am 28.05.2014 verabschiedet. Die Schnittstellen der DERCOM-Mitglieder werden innerhalb von DERCOM zertifiziert. Alle Mitglieder haben sich vertraglich verpflichtet, diese Schnittstelle zu implementieren, was für Ende des zweiten Quartals 2015 vorgesehen ist. Die COTI-Beschreibung kann von der Webseite des Verbands heruntergeladen werden. Was sind die Besonderheiten dieses Formats? Das Basisprinzip von COTI ist eine klare Arbeitsteilung zwischen Redaktionssystem und TMS. Jede Anwendung soll dafür sorgen, dass die erzeugten und ausgetauschten Daten den Vorgaben der Schnittstelle entsprechen. Das ist insbesondere der Fall, wenn Redaktionssysteme bzw. TMS aufgrund neuer Funktionen bzw. Funktionsänderungen Anpassungen an den Datenformaten vornehmen. Dank der COTI-Schnittstelle bleibt die Austauschbarkeit der Daten und auch der Altdaten gewährleistet.
Die COTI-Integrationsstufen: Level 1 bis 3
COTI besteht aus drei aufeinander aufbauenden Integrationsstufen (Levels). Stufe 2 und 3 ermöglichen unterschiedliche Grade der Automatisierung:- Definition des Übersetzungspakets (Level 1)
- Import und Export der Pakete (Level 2)
- Kommunikations-API zwischen Redaktionssystem und TMS (Level 3)
- Metadaten (die COTI.xml-Datei)
- Übersetzungsdateien
- Referenzdateien
- zusätzliche Dateien