Kataloge spielen in der Vertriebsstrategie vieler Unternehmen eine besonders wichtige Rolle. Was bedeutet das also für Katalogübersetzungen? Kataloge scheinen auf den ersten Blick leicht zu übersetzen zu sein, da sie aus langen Listen mit ähnlichen Bezeichnungen bestehen. Die Ernüchterung kommt später, wenn der Katalog im Zielland nicht gut ankommt, wenn der Zeitrahmen nicht eingehalten wurde oder wenn nachträgliche Mehrkosten für Korrekturen erforderlich sind.
Herausforderungen bei Katalogübersetzungen
Die Probleme bei der Übersetzung von Katalogen oder von katalogartigen Projekten wie langen Stücklisten lassen sich in drei Bereiche unterteilen:
- Sprachlich-linguistisch bedingte Probleme
- Technisch bedingte Probleme
- Organisatorisch bedingte Probleme
Sprache, Stil und Syntax bei Katalogübersetzungen
Abgesehen von einigen Abschnitten mit Werbetexten ähnelt der Aufbau von Katalogtexten sehr stark den Stücklisten. Sie enthalten kurze Sätze bzw. Wortgruppen mit einer hohen Anzahl von Wiederholungen der Stammwörter. Die erste Hürde besteht in der richtigen Auslegung dieser Wörter bei fehlendem oder knappem Zusammenhang. Während seiner Arbeit hat der Übersetzer nur mittelbar Zugriff auf hilfreiche Layoutinformationen oder Bilder. Er muss sich diese Übersetzungshilfen außerhalb seiner gewohnten Übersetzungsumgebung holen. Ohne weiterführende Erläuterungen, Definitionen oder Bilder steht er vor dem Dilemma, weitere Zeit in die Recherche zu investieren oder einfach nur zu raten. Bei Wortpreisen, die vielleicht nur 10 Sekunden Arbeitszeit pro Wort zulassen, ist eine Entscheidung für die schnellere Option nachvollziehbar. Weitere Probleme schaffen kryptische Abkürzungen, die teils zu übersetzen sind, teils in der Ausgangssprache bleiben, oder die vielen Zahlen, Maßeinheiten, Bestellnummern und Preise, die fehlerfrei zu übertragen sind.
Produktattribute
Eine weitere sprachliche Herausforderung verursachen Produktattribute, die nicht zum linguistischen Modell einer bestimmten Sprache passen. Das können nachgestellte Adjektive sein, die in romanischen Sprachen je nach Genus des Hauptworts unterschiedliche Endungen annehmen.
Uneinheitliche Schreibweise
Die zu übersetzenden Ausgangstexte sind oft über Jahre durch verschiedene Hände gegangen und nicht immer einheitlich. Das betrifft formelle Aspekte wie die Schreibweise von Fachbegriffen und Produktnamen (Groß-/Kleinschreibung, Bindestrichregelung, neue/alte Rechtschreibung…) aber auch die Abkürzungen („Antr.Welle“ / „Antriebsw.“ / „Antriebswe.“ für „Antriebswelle„) oder die Verwendung von Synonymen. Der ungeregelte Einsatz der Satzzeichen (Komma, Schrägstrich usw.) sorgt ebenfalls für Inkonsistenzen.
Datenformate haben ihre Tücken
Aus technischer Sicht erhalten Übersetzer die Texte meistens als Excel- oder Access-Tabellen, als XML-Dateien, manchmal auch einen druckfertigen Katalog in einem DTP-Programm wie InDesign. Zuerst einmal können die zu übersetzenden Daten mit den Segmentierungsmethoden von Übersetzungsprogrammen in Konflikt geraten. Das passiert beispielsweise bei mehrzeiligen Texten, die auf einige Excel-Zellen verteilt oder durch Softreturns in einer Excel-Zelle erfasst sind. Manche Daten enthalten Formatierungstags, die für die Produktion des gedruckten Katalogs wichtig sind. Diese Tags müssen im Übersetzungsprozess berücksichtigt und u. U. verschoben werden, wie es bei den Zeilenumbrüchen der Fall sein kann. Manchmal stehen diese Tags mitten im Wort, was die Terminologieerkennung erschwert: „Gewinde-{br}Aufnahme„.
Produktionsverfahren für Katalogübersetzungen
Eine der folgenschwersten Fehlerursachen liegt in der Auswahl des geeigneten Produktionsverfahrens. Kataloge erreichen leicht Datenmengen von mehreren Hunderttausend oder gar mehreren Millionen Wörtern. Diese Kataloge werden oft nicht komplett neu erstellt und übersetzt. Daher entscheiden sich Auftraggeber aus Kosten- und Zeitgründen dafür, nur Änderungen übersetzen zu lassen und Altübersetzungen möglichst automatisch und ungeprüft zu übernehmen. Hier können bei bestimmten Produktionsvarianten Fehler auftreten. Wenn beispielsweise der Übersetzer nur die neuen Texte sieht, kann er sich eventuell für sachlich korrekte aber sprachlich abweichende Formulierungen entscheiden. Im gedruckten Katalog stehen dann inkonsistente Texte wie „Klemmhülse“ und „Spannhülse“ nebeneinander. Auch wenn der Übersetzungsdienstleister den gesamten Katalog erhält und aus Kostengründen 80% oder 90% Altübersetzungen ungeprüft aus den Translation Memories übernimmt, können Fehler passieren. Das Translation-Memory-System fügt u. U. die falsche Variante (bei mehreren gespeicherten Übersetzungen) oder eine nicht passende Übersetzung (bei nur einer Übersetzung pro Segment) ein. Das ist u. U. bei Homonymen (ein Wort – mehrere Bedeutungen) der Fall. Das kann ebenfalls bei Katalogen problematisch sein, die Produkte verschiedener Hersteller anbieten. Diese Hersteller benutzen nicht immer dieselbe Bezeichnung für die gleichen Produkte.
Optimaler Ablauf bei Katalogübersetzungen
Die optimale Lösung für die Übersetzung von Katalogen basiert auf vier Säulen:
1) Vereinheitlichung der Ausgangstexte für den Übersetzungsprozess.
2) Erstellung einer mehrsprachigen freigegebenen Standardterminologie.
3) Softwaregestützte Prüfung der Übersetzungsqualität.
4) Endkontrolle im fertigen Format.
Optimierung der Ausgangstexte
Je nach Qualität und Beschaffenheit kann die Optimierung der Ausgangstexte viel Potenzial bieten. Die Vereinheitlichung der Abkürzungen, der Schreibweise und eine übersetzungsgerechte Syntax helfen, die Textmengen zu reduzieren. Sie sind auch die Voraussetzung für eine effiziente Qualitätskontrolle nach der Übersetzung. Es gibt durchaus Möglichkeiten, katalogartige Texte mithilfe von maßgeschneiderten Skripten zu standardisieren. Etwa um aus Varianten wie „[Produkt] 100cm3/75cm3, links“; „[Produkt] 100 cm3 / 75 cm3 li“; „[Produkt] 100cm3 / 75cm3 links“ eine einzige Vorlage zu erstellen.
Eine einheitliche und abgestimmte Terminologie ist im Grunde unabdingbar, da Kataloge zu einem wesentlichen Teil aus Terminologie bestehen. Über webbasierte Terminologieverwaltungssysteme wie LookUp können Übersetzer, Auftraggeber und Auslandsvertriebsniederlassungen die Terminologie gemeinsam festlegen, bevor die Übersetzung abgeschlossen ist. Das spart nachträgliche Korrekturen und Zeit.
Softwaregestützte Qualitätsprüfung mit ErrorSpy
Die manuelle Prüfung von Katalogübersetzungen auf die Richtigkeit von Zahlen, Bestellnummern, Produktbezeichnungen usw. ist nicht immer zuverlässig und kostet Zeit. In Maschinenzeit liefern softwaregestützte Prüftechnologien wie ErrorSpy Listen von potenziellen Fehlern.
Last but not least ist eine Endprüfung der Übersetzung im gelayouteten Endformat notwendig. Einige Fehler sind nur in der Druckversion zu erkennen. Man darf allerdings nicht vergessen, diese Korrekturen auch in die entsprechenden Übersetzungs- und Terminologiedatenbanken zu übertragen.
Diese Empfehlungen liefern die Grundlage für eine reibungslose Übersetzung von Katalogen.