eCommerce Lokalisierung betrifft jeden. Wer hat nicht bereits etwas über das Internet bestellt? Vor gar nicht allzu langer Zeit war der digitale Handel noch Neuland. Nun verbreitet er sich rasant. Und er macht auch vor dem B2B-Geschäft nicht halt. Viele deutsche Unternehmen sehen im digitalen Handel neue Absatzchancen und auch die Möglichkeit, ohne teures internationales Vertriebsnetz Kunden weltweit zu erreichen. Da die meisten Kunden nach Informationen in ihrer eigenen Sprache suchen, ist es unabdingbar, Websites
und eCommerce-Inhalte in diese Sprachen zu übersetzen und zu lokalisieren. Der Weg zu einwandfrei lokalisierten Websites ist allerdings holprig und so manch ein Lokalisierungsprojekt wurde erst verspätet und über dem geplanten Budget abgeschlossen, ganz zu schweigen vom Image-Schaden durch Übersetzungs- oder Lokalisierungsfehler. Was lässt sich aus solchen Projekten lernen?
eCommerce braucht Lokalisierung
Zunächst muss der Unterschied zwischen Übersetzung und Lokalisierung geklärt werden. Übersetzen bedeutet das Übertragen von Inhalten von einer Sprache in die andere. Bei der Lokalisierung geht es zusätzlich um die Anpassung der übersetzten Inhalte auf die Anforderungen des Ziellandes bzw. der Zielsprache. So wird man je nach Zielland Zahlen u. U. unterschiedlich formatieren, auch wenn diese Länder die gleiche Sprache haben. Zum Beispiel die Tausenderbeträge, die Franzosen und Kanadier (1 234,56), Schweizer (1’234.56), und Belgier (1.234,56) unterschiedlich schreiben.
Ist die eCommerce-Seite oder der Webshop lokalisierbar?
Vor diesem Hintergrund müssen Anbieter von eCommerce-Inhalten an erster Stelle prüfen, ob ihre Inhalte überhaupt lokalisierbar sind. Dazu gehört z. B. die Möglichkeit, Felder in Eingabeformularen so anzupassen, dass Unterschiede bei Adressformaten, Mehrwertsteuerangaben, bei der Ansprache von Kunden o. ä. berücksichtigt werden können. Auch die Texte, die in manchen Grafiken vorkommen, müssen eventuell lokalisiert werden. Es empfiehlt sich, von vornherein eine mögliche Lokalisierung für alle wichtigen Regionen der Welt zu planen, auch wenn am Anfang nur eine begrenzte Anzahl von Sprachen ansteht.
Bevor man beginnt, ist es ratsam, alle Beteiligten an einen Tisch zu holen, um ihre Wünsche aufzunehmen und vor allem um die Schnittstellen und die einzelnen Arbeitsschritte aufeinander abzustimmen.
Den Übersetzungsprozess langfristig planen
In Bezug auf die Übersetzung der Inhalte ist es wichtig, nicht nur das aktuelle Projekt, sondern Folgeprojekte im Blick zu behalten. Ein Unternehmen wird sein Produktangebot regelmäßig aktualisieren und erweitern. Prozesse und Tools müssen also vorhandene Daten wiederverwenden und neue Inhalte identifizieren können.
Zugriff auf gängige CMS
Vonseiten der Redakteure stammen die eCommerce-Inhalte von Content-Management-Systemen (CMS) wie Typo3, WordPress, Drupal oder Joomla! und von Produktdatenbanken. Viele dieser Systeme verfügen über Schnittstellen zu Übersetzungstechnologien, so dass sich ein mühsames und fehlerträchtiges manuelles Kopieren von Content oder von Übersetzungen in Dateien oder Excel-Tabellen vermeiden lässt. Diese Systeme generieren Dateiformate, die Übersetzungsprogramme nahtlos verarbeiten können. Das CMS kann die übersetzte Datei anschließend zurückimportieren, ohne dass weitere Konvertierungen oder manuelle Kopiervorgänge notwendig sind. Das spart Zeit und Arbeit.
Kontextinformationen für Produktlisten
Eine weitere Anforderung für den Übersetzungsprozess ist die Notwendigkeit, Kontextinformationen bereitzustellen. Bei eCommerce kommen oft lange Listen von Produktbezeichnungen vor, die ohne weiteren Kontext schwer übersetzbar sind. Dies kann daran liegen, dass eine deutsche Benennung mehrere Bedeutungen haben kann (z. B. Homonyme wie „Anlage“) oder, dass je nach Position auf der eCommerce-Seite, Kurzformen („Schraube“ statt „Sechskantschraube“) oder Abkürzungen zum Einsatz kommen.
Die Lokalisierung betrifft unterschiedliche Aspekte:
- Sprachliche Lokalisierung
- Technische Lokalisierung
- Organisatorische Lokalisierung
Sprachliche Lokalisierung
Unter die sprachliche Lokalisierung fällt zuerst alles, was man als „Locales“ bezeichnet: Zahlen- und Datumsformate, Währung, Maßeinheiten, Typografie o. ä. Als nützlicher Tipp erweisen sich hier die Localization Style Guides von Microsoft, die man frei herunterladen kann und die für die meisten Sprachen die wichtigsten Lokalisierungsregeln zusammenfassen.
Darüber hinaus können sprachliche und kulturelle Aspekte in der Kommunikation mit dem Endkunden eine Rolle spielen. Wie formuliert man Anweisungen, wie spricht man den Kunden an? Nicht alle Kulturen verhalten sich gleich. Inhalte können auch kulturell behaftet sein: Wortspiele, Redewendungen, Anspielungen auf Ereignisse usw.
Nicht-sprachliche Lokalisierung
Nicht-sprachliche Aspekte wie Farben oder Symbole können in manchen Ländern kulturell oder religiös vorbelastet sein. Das ist z. B. ein Punkt, bei dem ein Unternehmen den Übersetzer zu Rate ziehen kann, wenn es keine eigene Auslandsniederlassung hat.
Zu den organisatorisch-rechtlichen Aspekten der Lokalisierung zählt die Überprüfung der Vertriebswege. Wie erfolgt die Zahlung der Ware? Welche Zahlungsmöglichkeiten sind in welchen Ländern üblich? Manche Länder verwenden u. a. noch Schecks, während in anderen Zahlungen per Smartphone mit speziellen Autorisierungsverfahren üblich sind.
Wie gelangt die Ware zum Kunden? An wen kann er sich bei Problemen wenden? Gibt es eine Telefonnummer oder eine Kontaktadresse in seinem Land oder läuft alles über Deutschland? Ist in diesem Fall sichergestellt, dass bei den Telefonnummern die Ländervorwahl genannt ist?
Gibt es nationale gesetzliche Regelungen z. B. in Bezug auf die Produktbeschreibungen, auf die Mehrwertsteuer oder auf die Umweltverträglichkeit, die zu beachten sind? Dies sind nur einige wenige Fragen, die bei der Lokalisierung von eCommerce auftauchen.
Technische Aspekte der Lokalisierung
Schließlich sind bei der Lokalisierung technische Aspekte zu berücksichtigen. Wer z. B. darauf achten möchte, dass seine Produkte in Suchmaschinen an guter Stelle aufgelistet sind, muss in manchen Ländern andere Suchmaschinen als Google bzw. andere Keywords einbeziehen, etwa Baidu in China, Yahoo in Japan, Yandex in Russland oder Naver in Südkorea. Auch die Anpassung der Präsenz in Sozialen Medien gehört zu einer erfolgreichen eCommerce-Strategie.
Da Websites viele Verlinkungen zu eigenen oder fremden Inhalten enthalten, ist die Prüfung der Links Teil der Lokalisierungsarbeit. Es ist sonst für den Nutzer ärgerlich, wenn er nach einem Klick auf eine deutschsprachige Seite gelangt, die er nicht versteht.
Weitere Aspekte betreffen u. a. die Verfügbarkeit von Feldern und die Reihenfolge von Feldern für übliche Operationen wie Adresseneingabe, Zahlung der Bestellung o. ä. Wenn Skripte die Korrektheit von Benutzereingaben prüfen, ist es wichtig, dass sie eben die lokalen Gegebenheiten berücksichtigen. Es ist z. B. für den Benutzer im Ausland ärgerlich, wenn er die Meldung liest, dass seine Telefonnummer falsch ist und er seine Bestellung nicht abschließen kann. U. U. ist er für längere Zeit für das Unternehmen verloren.
Testphase der lokalisierte Seite einplanen
Kein Lokalisierungsprojekt sollte ohne Testphase laufen. Trotz bester Vorbereitung und größter Vorsicht, können immer wieder unvorhergesehene Probleme erst in der lokalisierten und kompilierten Fassung der eCommerce- Seite sichtbar sein. Daher ist es gute Praxis, bereits in der Planungsphase, Checklisten und Testskripte zu definieren, damit alle Sprachen einheitlich umgesetzt werden.
Die Lokalisierung von eCommerce- und Webseiten ist kein Spaziergang. Unternehmen, die gerade in diesen Bereich einsteigen, können vom Knowhow erfahrener Lokalisierungsspezialisten, wie D.O.G., profitieren und dabei Zeit und Geld sparen.